Chinas Volk der großen kühlen Berge -
Die Yi gestern und heute

25. 6.2006 bis 4.2.2007
Eröffnung: So, 25.6.06, 15.00 Uhr










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Fotograf: Marc Damen


China ist ein Vielvölkerstaat, in dessen Grenzen heute 56 ethnisch, religiös bzw. sprachlich eigenständige Volksgruppen leben. Unter ihnen bilden die Han-Chinesen mit etwa 91% die Bevölkerungsmehrheit. Sie sind bei uns als Chinesen im eigentlichen Sinne bekannt. Die übrigen 55 Volksgruppen, etwa 90 Millionen Menschen, werden von chinesischer Seite offiziell als 'Nationale Minderheiten' bezeichnet.

Ein geschlossenes, etwa 2 Millionen Menschen umfassendes Siedlungsgebiet der Minderheit der Yi befindet sich in den 'großen kühlen Bergen' (Daliangshan) der Provinz Sichuan. Hier haben die Yi bis in die 1950er Jahre hinein ihre kulturelle Eigenständigkeit weitgehend zu bewahren vermocht. Denn bis zu dieser Zeit gab es im Siedlungsgebiet der Yi keine Straßen, die für Wagen passierbar gewesen wären, Fußpfade waren gefährlich, Brücken selten und nur in großen Abständen vorhanden. Reisende, z.B. Missionare, gelangten im allgemeinen nur bis an die Grenzen des Yi-Landes.

Nach der Verwaltungsaufteilung der VR China heißt das Gebiet heute Autonomer Bezirk Liangshan der Yi und umfasst etwa 70.000 km2. Die Dörfer und Siedlungen der Yi in den großen kühlen Bergen liegen gewöhnlich auf kleinen Ebenen, an flachen Berghängen oder verstreut in Schluchten. Manche Dörfer zählen nur drei bis fünf Familien, wenige umfassen bis zu fünfzig Haushalte.

Die Ausstellung präsentiert die Kultur der Yi in Liangshan in Vergangenheit und Gegenwart anhand anschaulicher Inszenierungen, zahlreicher Originalobjekte und Bilddokumente.

Glücklicherweise haben sich historische Dokumente über die Kultur der Yi in Liangshan erhalten. Sie stammen aus dem Nachlass von Fritz Weiß, der von 1912 bis 1915 deutscher Generalkonsul in Chengdu/Sichuan war. Das Ehepaar Weiß fertigte während seiner Reisen zu den Yi zahlreiche Fotos an und sammelte Alltagsgegenstände und Kriegsgerät der Yi. Diese historischen Objekte befinden sich seit 1911 bzw. 1914 in den Ethnologischen Museen Berlin und München. Beide Museen überlassen dem Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg Textilien, Kriegsgerät, Haushaltsgegenstände und alte Tonaufnahmen auf Musikwalzen.

Ein verbindendes Element zwischen Vergangenheit und Gegenwart der Yi stellt der Schamanismus dar, der auch heute noch unverändert praktiziert wird. Seltene Gegenstände von Schamanen werden gezeigt, die Fotodokumentation einer so genannten Seelenbegleitung demonstriert den Einsatz dieser Geräte. Eine Schamanentrommel wurde extra für die Duisburger Ausstellung gefertigt.

Zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens, Bekleidung, Handwerksgerät, Fotos, Filme, Musikaufnahmen demonstrieren das heutige Leben der Yi. Das Leben auf dem Lande, in weitgehend intakten Clanverbänden, steht dabei im Gegensatz zur Lebensweise der Yi in den Städten. Wertewandel in einer von den Han-Chinesen bestimmten Lebenswelt, zerbrechende Clanstrukturen, Armut und Drogensucht zeigen die Fotos des Pariser Fotografen David Gastao. Sie geben Einblick in soziale Missstände, berühren durch ihre Darstellung von AIDS- und Leprakranken.

Die Anregung für dieses Ausstellungsprojekt gab Professor Thomas Heberer vom Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Er betreibt seit Jahren Forschungen zum sozialen und wirtschaftlichen Wandel im Gebiet der Yi von Liangshan.

Zur Ausstellung wird ein Begleitheft erscheinen. Darüber hinaus ist ein ergänzendes Veranstaltungsprogramm in Planung.